Selbstverständnis

Anmerkung zum Selbstverständnis + Positionierung des Vereins zum Entstehungszeitpunkt:
Unser Selbstverständnis ist prozesshaft und wird regelmäßig überarbeitet. Wir lernen dauerhaft dazu und werden auf Perspektiven hingewiesen, die wir bisher nicht (ausreichend) wahrgenommen haben. Sowohl Rückmeldungen/Kritik von außerhalb des Vereins als auch neue Vereinsmitglieder können diesen Lernprozess beeinflussen. Fortlaufendes Dazulernen, Fehlerfreundlichkeit und ein Bewusstsein, dass wir Fehler machen werden und mit diesen verantwortungsbewusst umgehen, sind für uns wichtig. (Stand 03/2024)

Wer wir sind: Das Queere Zentrum Kassel ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein von queeren Menschen für queere Menschen. Unser Verein besteht aus ehrenamtlichen Mitgliedern und beschäftigt derzeit drei hauptamtliche Personen mit verschiedenen Stundenumfängen. Dadurch kommen verschiedene Positionierungen aus queeren Communities zusammen. Wir reflektieren zeitgleich, dass und welche Perspektiven noch nicht im Verein vertreten sind oder sein können.

Was unsere Ziele sind:
Wir möchten Räume für queere Menschen schaffen. Dabei geht es um eine zentrale Anlaufstelle, die unter anderem als Orientierungspunkt für neu in die Stadt gezogene oder neu geoutete Menschen dient. Gemeinsam mit unseren Nutzer*innen wollen wir ein Ort für verschiedene Veranstaltungen und Formate sein und auch dadurch zu einem Austauschraum werden. Besonders für mehrfachmarginalisierte Gruppen in der Region soll das Queere Zentrum ein zugänglicher Ort sein. Zu unseren Öffnungszeiten ist das Queere Zentrum ein offener Raum, in dem Menschen uns und unsere Angebote kennenlernen und andere queere Menschen treffen können. Im Queeren Zentrum sollen Versorgungslücken in den Beratungs- und Bildungsangeboten in Kassel und Nordhessen perspektivisch durch eine Vielfalt an Projekten geschlossen werden. Uns ist es dabei wichtig, unser Queeres Zentrum so niedrigschwellig und diskriminierungsarm wie möglich zu gestalten. Dazu ist es uns wichtig, deutlich zu machen, dass sich Bedarfe widersprechen können und das Queere Zentrum nicht zu jeder Zeit für alle Personen der perfekte Ort sein kann. Für ein individuelles, respektvolles Miteinander sind unser Awarenesskonzept und unsere Etikette Grundlage.

Wen wir einladen: Unser Zentrum richtet sich an alle queeren/LSBTIQA* und questioning Menschen - also Menschen, die zum Beispiel nicht allosexuell und/oder heterosexuell und/oder cis und/oder endogeschlechtlich sind. Egal, ob und welche Labels sie für sich benutzen. Mit "questioning" sind Menschen gemeint, die sich (noch) nicht sicher sind, ob und wo sie sich auf den queeren Sprektren befinden. Asexuelle und aromantische Menschen sowie Menschen, die sich auf den asexuellen und aromantischen Spektren befinden, sind für uns explizit Teil queerer Communities. Wir sprechen von queeren Communities statt einer queeren Community, da wir wissen, dass es eine Vielzahl von queeren Communities gibt, die mehr oder weniger stark miteinander verbunden sind.
Wir laden explizit queere, mehrfach marginalisierte Personen ein. Zum Beispiel queere Personen, die von Ableismus, Rassismen, Colorismus, Klassismus, Antisemitismus, Antislawismus, Lookismus betroffen sind.
Insgesamt spielt "Passing"** für den Zugang zum Queeren Zentrum keine Rolle, denn wir können Menschen weder ihre Queerness noch ihr Geschlecht ansehen.
Außerdem sind Freund*innen queerer Personen im Queeren Zentrum willkommen. Wir möchten aber deutlich machen, dass wir queere Perspektiven und Bedarfe zentrieren.

Wen wir nicht einladen:
Explizit ausgeladen sind TERFS (trans* exkludierende Radikalfeminist*innen) und SWERFS (Sexarbeiter*innen exkludierende Radikalfeminist*innen). Bei uns hat Feminismus, der mehrfach marginalisierte Menschen ausschließt, keinen Platz. Dazu zählen auch weitere transfeindliche Subströmungen wie beispielsweise "Gender Critical" oder "Transmedikalist*innen".
Wissenschaftsfeindlichkeit wird im queeren Zentrum kein Raum geboten.
Querdenker*innen oder Menschen, die Verschwörungsideologien anhängen sind ebenfalls explizit ausgeladen. Verschwörungsideologien haben ihre Wurzeln immer in Antisemitismus und Rassismus und haben oft auch queerfeindliche, sexistische Elemente.
Wir stellen uns auch ganz klar gegen Faschist*innen jeglicher Art. Wenn Du faschistische Werte teilst oder verharmlost, komm bitte nicht ins Queere Zentrum.
Das Queere Zentrum bietet zudem keine Anlaufstelle für religiöse Fundamentalismen.

Insgesamt ist das Queere Zentrum kein Ort für absichtlich menschen- und/oder wissenschaftsfeindliche Personen.

Wir verweisen hier auch noch einmal auf unsere Etikette.




*LSBTIQA* steht für lesbisch, schwul, bi+, trans*, inter, queer/questioning, ace/aro/agender

**"Passing" ist ein Wort, was in queeren Kreisen teilweise genutzt wird, um davon zu sprechen, dass Menschen als ein bestimmtes Geschlecht (was eine stark von gesellschaftlichen Normen abhängige (fremd-)Zuschreibung ist) oder auch als queer gelesen werden. Ursprünglich stammt der Begriff "Passing" aber aus antirassistischen Kontexten, in denen von "white-passing" gesprochen wird, deshalb ist es umstritten, ob weiße queere Menschen sich diesen Begriff aneignen können.